Die Familien
Familien mit einem Kind mit einer Behinderung oder einer chronischen, womöglich lebensverkürzenden Erkrankung sind Tag für Tag herausgefordert, ihren außergewöhnlichen Alltag zu bewältigen. Unweigerlich ist mit der Sorge für dieses Kind ein hoher Organisations- und Zeitaufwand verbunden. Die Familien sind gefordert durch ein Mehr an Kraft, Fragen und Verunsicherungen, insbesondere aber auch an Auseinandersetzungen. Dadurch wird ausnehmend viel Aufmerksamkeit vereinnahmt. Eine solche Situation verlangt jedem Familienmitglied ein großes Maß an Verständnis und Rücksichtnahme sowie die Bereitschaft mitzuhelfen ab.
Die Geschwisterkinder
Die Geschwisterkinder wachsen in dieser speziellen Situation auf. Sie bringen bemerkenswertes Verständnis und große Bereitschaft mitzuhelfen auf. Dabei stehen sie häufig zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und der Rücksichtnahme auf ihren Bruder oder ihre Schwester.
Natürlich sind sie zunächst einmal Kinder und Geschwister mit den entsprechenden Bedürfnissen. Verbundenheit, Verantwortlichkeit und Konkurrenz sind wesentliche Merkmale geschwisterlichen Verhaltens. Für die Geschwisterkinder trifft all dies selbstverständlich genauso zu und womöglich von jedem noch etwas mehr.
Darüber hinaus jedoch beschäftigen sie ihre Fragen zu der Beeinträchtigung ihres Geschwisters sowie Ängste und Sorgen, die z.B. durch dessen gesundheitliche Situation ausgelöst werden können. Kindlichem Denken können
durchaus eigenartige, für Erwachsene nicht unmittelbar zu erwartende und schwer nachvollziehbare Schuldgefühle entspringen, mit denen die Geschwisterkinder möglicherweise lange Zeit für sich bleiben. Sie kommen verstärkt in Erklärungs- und Konfliktsituationen und sind gefordert, sich darin zu verhalten. In ihrem sozialen Umfeld erleben sie Unsicherheiten und Ablehnung gegenüber ihren Geschwistern – aber auch Bevorzugungen dieser.
Das alles stattet sie mit ganz eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten aus und prägt ihr Leben – natürlich auch mit bemerkenswerten Kompetenzen.
Oft fehlen den Geschwisterkindern Ansprechpartner, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, die sich aus ihrer besonderen Lebenssituation ergeben. Sie meinen, ihre Sorgen, Ängste und vielleicht auch Schuldgefühle mit sich allein ausmachen zu müssen. Da womöglich keiner in ihrem sozialen Umfeld aus eigener Erfahrung kennt, wovon sie sprechen, stellt sich bei ihnen das Gefühl ein, unverstanden zu sein und nie richtig über ihre Situation reden zu können.
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